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15. Februar 2003. Analysen: Politik & Recht - Indien Geopolitik, atomare Kriegsgefahr und indische Sicherheitsinteressen

Wie stellt sich aus indischer Sicht die das Land unmittel- und mittelbar berührende geopolitische Lage dar? Gelang es Indien nach dem Ende der Blockfreien-Bewegung und nach einer radikalen Bestandsaufnahme seiner Außenpolitik in den neunziger Jahren, eine angemessene kohärente Formel für seinen keineswegs nur von den Hindu-Nationalisten propagierten Anspruch auf eine führende Rolle in Südasien, Asien und im Internationalen System zu entwickeln?

Im folgenden Text geht Klaus Voll diesen Fragen anhand seiner Gespräche mit ausgewählten Sicherheitsexperten nach. Detailliert analysiert er deren Meinung zur Außen- und Sicherheitspolitik Indiens, die seiner Ansicht nach von vier wesentlichen Eckpunkte gekennzeichnet ist:

(1) einem positiv gewachsene Verhältnis zu den Vereinigten Staaten,
(2) dem Versuch, die Beziehungen zu China zu verbessern,
(3) das verblassende Verhältnis zu Rußland und
(4) dem äußerst komplexen und schwierigen Verhältnis zu Pakistan.

Darüber hinaus geht Voll in diesem Zusammenhang (5) auch auf innenpolitische Verwerfungen in Indien ein, analysiert (6) die Rolle des Militärs im Kontext des indische-pakistanischen Verhältnisses, erörtert (7) mögliche Strategien gegen den grenzüberschreitender Terrorismus und übt (8) Kritik an diesen Strategien.

Abschließend äußert sich Voll ausführlich zum (9) Kashmir-Konflikt und analysiert (10) die indisch-deutschen sowie die indische-europäischen Beziehungen.

Dieser Text basiert auf 25 Interviews, die der Autor zwischen Dezember 2002 und Januar 2003 in Delhi geführt hat.

Das gewachsene Vertrauen zwischen Indien und den USA

Bill Clinton bezeichnete im Jahre 2000 Südasien mit dem Dauerkrisenherd Indien - Pakistan als die unsicherste Region der Welt. Die geopolitische Situation hat sich in Südasien seitdem qualitativ verändert. Durch die Annäherung zwischen den USA und Indien nach dem bahnbrechenden Clinton-Besuch im März 2000 und die militärische US-Präsenz mit ihrer Lufthoheit in Zentral- und Südasien nach dem 11. September 2001 ist der Einfluß der USA auf Indien und Pakistan sichtlich gewachsen, auch in der Wahrnehmung durch die öffentliche Meinung in Indien.

Die USA sind sicherlich an Stabilität in Südasien interessiert. Sie spielten eine nicht unwesentliche Rolle bei der Entschärfung der Kriegsgefahr zwischen Indien und Pakistan im Januar und Mai/ Juni 2002. Die USA haben ein Interesse an einem stärkeren Indien, so K. Subrahmanyam, der Nestor der indischen Sicherheitspolitik. Doch welche Elemente prägen das Verhältnis Indiens zu den USA? Wo liegen die wichtigsten Gemeinsamkeiten und neuen Qualitäten? Welche Interessengegensätze bestehen im bilateralen Verhältnis? Wie wird die verstärkte Präsenz der USA in Afghanistan und Zentralasien bewertet? Ist eine informelle Mittlerrolle der USA im indisch-pakistanischen Konflikt für New Delhi mittel- bis längerfristig akzeptabel?

Die USA geben Indien den Eindruck, in den Klub der Führungsmächte des Internationalen Systems aufgenommen worden zu sein. Delhi seinerseits strebt maximale Vorteile aus seinen Beziehungen mit den USA, einschließlich seiner Alliierten, an. Die Regierung von Premierminister Atal Behari Vajpayee unterstreicht die harmonischen Beziehungen zu den USA und opponiert nicht öffentlich, trotz z. B. eigener Sichtweisen in der Irak-Frage.

Dr. C. Raja Mohan, Strategic Affairs Editor, The Hindu, argumentiert, daß Indien mit den USA im Rahmen eines mehrgliedrigen Engagements sehr eng, fast im Stile einer Allianz, mit erheblich erweiterten militärischen Beziehungen zusammenarbeiten solle, um die Region Südasien zu transformieren. Die seit den 70er Jahren bestehenden mentalen Barrieren, so u. a. die Nuklearbewaffnung und die Kashmir-Frage, seien ausgeräumt. Indien erfülle eine wichtige Funktion bei der Sicherung der Energiewege im Indischen Ozean.

Kanti Bajpai, Chairman, School of International Studies, Jawaharlal Nehru University, New Delhi, konstatiert, daß sich zu Beginn der Amtszeit von George Bush nahezu eine strategische Partnerschaft zwischen den USA und Indien abzeichnete. Die Ereignisse des 11. September 2001 hätten jedoch fast zum völligen Verlust dieses indischen Vorteils, zur Legitimation des Musharraf-Regimes und damit zur Stärkung Pakistans gegenüber Indien, u. a. durch Waffenverkäufe, Kredite, Hilfen und die faktische Entmachtung der politischen Opposition (Nawaz Sharief, Benazir Bhutto) geführt. Die Amerikaner wollten sich die Hände in Pakistan nicht schmutzig machen. Musharraf wisse sehr wohl, wie er mit den USA umgehen könne.

Trotzdem konstatiert Bajpai zwischen den USA und Indien einen wachsenden militärischen Austausch bei Ausbildung und gemeinsamen Manövern. Nach dem Ende der Sanktionen, der Wiederaufnahme von Waffenverkäufen, einer erneuten Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung von Kernenergie seien die häufigen hochrangigen Besuche Symptome für die sehr engen bilateralen Beziehungen. Im Hinblick auf Afghanistan stimmen die Interessen überein. Allerdings lehnt Indien eine externe Vermittlung in seinem Konflikt mit Pakistan eindeutig ab. Die USA sind sich andererseits der Gefahr bewußt, daß sich Indien aufgrund seiner internen Entwicklungen als instabiler Partner erweisen könnte.

Suresh Prabhu, u. a. ehemaliger Energie- sowie Umweltminister und gegenwärtig im Kabinettsrang Vorsitzender der Kommission für die Verbindung der großen indischen Flüsse - ein auf 10 Jahre angelegtes Infrastrukturprojekt mit einem Volumen von 200 Mrd. US-Dollarn, sieht, durchaus repräsentativ für Teile der politischen Klasse, "Indien durch die enge Anlehnung an die USA in den nächsten 50 Jahren auf dem Weg zu einer Supermacht."

Bharat Karnad vom Centre for Policy Research in New Delhi kritisiert diesen "bandwaggon-approach" und unterstellt, daß langfristig ein nukleares Indien u. a. durch Interkontinentalraketen auch eine Bedrohung für die USA darstelle und deshalb eine Interessenkollision absehbar sei. Dr. Manoj Joshi - Chief of the Times of India News Bureau and Political Editor, The Times of India - vertritt die Auffassung, daß Indien aufgrund einer fehlenden "Grand Strategy" und einer keineswegs gezielten Aufrüstung mit langwierigen Beschaffungszeiten zu sehr von den USA abhängig werden könnte. Nur wirkliche Wirtschaftsstärke könne eine kohärente indische Außenpolitik ermöglichen.

Die enge Anlehnung Indiens an die USA, so konträr Praful Bidwai, meinungsbildender Journalist und Mitbegründer der indischen Antinuklear-Bewegung, führe zu einer verringerten außenpolitischen Autonomie Indiens. Allerdings habe sich die Annäherung für die regierende Bharatiya Janata Party (BJP) ausgezahlt, wie die weiche Haltung der USA nach den Ereignissen in Gujarat im Februar/ März 2002 bewiesen habe.

Aus der Sicht der USA sei das pakistanische Militär die glaubwürdigste Institution, so C. Uday Bhaskar. Der Westen insgesamt habe ein genuines Interesse daran, daß Pakistan kein "failed state" werde. Es sei keine lange militärische US-Präsenz in Süd- und Zentralasien zu erwarten, wenn diese Regionen stabil und ohne dezidiert anti-amerikanische Regierungen blieben.

Die Beziehungen zur Volksrepublik China

Gilt die Annahme noch unverändert, daß sich China als globaler Mitspieler Indien gegenüber überlegen fühlt, die südasiatische Führungsmacht deshalb nicht als gleichberechtigt anerkennt, sie mit Hilfe Pakistans vorzugsweise in Südasien eindämmen und bestenfalls auf den Status einer für die Sicherheit und Stabilität der asiatisch-pazifischen Region nicht ganz unwichtigen Macht reduziert sehen möchte?

Peking bringt, nach seinen wütenden Reaktionen auf die China als "Bedrohung" erklärende Rede von Verteidigungsminister George Fernandes und die indischen Nukleartests 1998, heute Indien mehr Respekt entgegen, so C. Raja Mohan. Trotz der militärischen Achse Peking-Islamabad sollte die indische Politik deshalb darauf abzielen, das Interesse Chinas an guten Beziehungen mit Indien zu erhöhen. Die außerordentlich schlechten Beziehungen Indiens zu seinen unmittelbaren südasiatischen Nachbarn treibe diese in die Arme Pekings. Ein Wandel im Sinne der "Gujral-Doktrin", benannt nach dem früheren Premierminister Inder Kumar Gujral (1996/97), sei zwingend erforderlich. Andererseits spiele auch Indien in Chinas Hinterhof.

China stellt langfristig Indiens primäre strategische Herausforderung dar, unter anderem wegen des hohen und rapide wachsenden Energiebedarfs beider Länder. Neben den chinesischen Territorialforderungen müssen deshalb Indiens Sicherheitsbesorgnisse innerhalb dieser größeren Matrix, d. h. auch maritime Sicherheitsfaktoren, wie z.B. das Vordringen der intendierten chinesischen Hochseeflotte in den Indischen Ozean, in Zukunft mit gedacht werden.

China trug und trägt durch seine Waffenlieferungen maßgeblich zu der Konfrontation zwischen Indien und Pakistan bei. Es instrumentalisiert Pakistan, um Indien einzudämmen. In diesem politischen Spiel benutzt Peking, obwohl es wohl keinen Krieg mit Indien will (C. Raja Mohan, Salman Haider, C. V. Ranganathan), die pakistanischen Streitkräfte. Es gibt bislang keine Evidenz für einen grundlegenden Wandel dieser chinesischen Politik, so K. Subrahmanyam.

Indische Sicherheitsanalytiker behaupten, daß Indien für einen konventionellen Krieg sowohl mit China als auch mit Pakistan gut gewappnet sei, andere (Dr. Manoj Joshi) bezweifeln dies allerdings, speziell wohl bei einem nicht ganz auszuschließenden Zweifronten-Krieg. Die Mehrzahl erachtet jedoch eine Kriegsgefahr zwischen Indien und China als höchst unwahrscheinlich.

G. Parthasaraty von Centre for Policy Research, Mitglied des Ausschusses für Energiesicherheit des Außenministeriums und ehemaliger indischer Hochkommissar in Pakistan, sagt: "Die Chinesen sind Pakistan sogar bei der Entwicklung von Thermo-Nuklearwaffen behilflich. Pervez Musharraf kündigte 2001 im Beisein des Oberbefehlshabers der pakistanischen Marine an, daß die Inder bei einem nächsten Angriff im Hafen von Gwadar, in der Nähe des Persischen Golfs, auf Chinesen treffen könnten."

Die indische Nuklearisierung diente primär dazu, einer chinesischen Nuklearerpressung zu widerstehen und mit einer Minimalabschreckung zu einem Vergeltungsschlag fähig zu sein. Mit Blick auf den feindlichen chinesischen Rivalen fordert Bharat Karnad bereits heute die Erklärung einer "indischen Monroe-Doktrin", um mit einer strategischen Vision die weit gesteckte indische Einflußsphäre zu markieren, selbst wenn die wirtschaftliche Basis gegenwärtig dafür noch nicht ausreiche.

Salman Haider, ehemaliger Staatssekretär im indischen Außenministerium, stellt die in Indien keineswegs völlig unumstrittene These auf, "daß China ernsthaft an einer Lösung der Grenzfrage interessiert ist. In der Kashmir-Frage bewegt es sich auf eine mehr zentristische Position zu." Die Nuklearpolitik sei bedauerlicherweise nicht Bestandteil der Gespräche und Verhandlungen, auch nicht zwischen Indien und Pakistan. Auch Jasjit Singh, ehemaliger IDSA-Direktor, attestiert China Entspannungsinteresse, "allerdings gibt es die Geschwindigkeit vor."

Kanti Bajpai betont, daß der Handel zwischen China und Indien erheblich anwachse. Hochrangige Besuche, ein Sicherheitsdialog und das gemeinsame Interesse an der Bekämpfung des internationalen Terrorismus stellten weitere Indikatoren sich verbessernder Beziehungen dar. Die Chinesen wollen in größerem Stile in Indien investieren, die indische Regierung sei sich jedoch darüber noch nicht im Klaren, wie sie darauf reagieren solle, so N. N. Vohra, Direktor des India Internationale Center.

Wie repräsentativ ist die Einschätzung von Verteidigungsminister George Fernandes innerhalb der politischen Klasse sowie unter außen- und sicherheitspolitischen Experten, daß China mit Hilfe von Pakistan und sogar von Burma versuche, Indien zu umzingeln? Wenn ja, wie sehen die politisch-diplomatischen sowie militärischen Gegenstrategien Indiens gegen eine eines Tages keineswegs auszuschließende chinesische Hegemonie in Südasien aus? Zeichnen sich Tendenzen einer Entspannung zwischen China und Indien ab?

Salman Haider sieht Indien nicht von China bedroht. "Die These der Einkreisung ist eine fixe Idee des indischen Militärs." Burma mit seiner nationalistischen Regierung sei kein Satellit Chinas. Die Bedeutung der chinesischen Horchposten auf den der burmesischen Küste vorgelagerten Cocos-Inseln werde überbewertet, ebenso wie die chinesischen U-Boote im Golf von Bengalen. Man dürfe auch nicht das Aufkreuzen indischer U-Boote im Chinesischen Meer vergessen. Die Demilitarisierung der indisch-chinesischen Grenze mit ihrer unnötigen Truppenkonzentration könnte wesentlich zur Normalisierung der Beziehungen beitragen.

Haider kritisiert das in Indien und insbesondere im Militär vorherrschende Denken in Kategorien eines Sicherheits-Staates und vertritt die These, daß China hinsichtlich der beiden mit Indien in den neunziger Jahren erzielten Übereinkünfte, im Geiste der OSZE-Charta, genuin an einer Truppenreduzierung entlang der beiderseitigen Grenze interessiert sei. China strebe militärische Stabilität mit seinen Nachbarn an. Die Rivalität mit Indien beinhalte keine direkte Drohung. "Wir können China nicht schwächen. Die Zeit ist nicht auf unserer Seite."

Das verblassende indisch-russische Verhältnis

Rußlands Einfluß auf die südasiatische Region hat seit dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion erheblich nachgelassen. Kanti Bajpai: "Nobody cares really about Russia." Zwischen Indien und Rußland bestehen jedoch gemeinsame Sicherheitsperspektiven im Hinblick auf Zentral-Asien, Afghanistan und Kashmir, abgesehen von einem allerdings operativ nicht klar definierten gemeinsamen Interesse an einer multipolaren Weltordnung, "das die USA hie und da ein wenig nervös macht" (Kanti Bajpai). Rußlands Veto im UN-Sicherheitsrat ist aus indischer Sicht nicht ganz unbedeutend. "Amerika wird bei zu erwartenden Verlusten Afghanistan nicht verdauen und sich mittel- bis langfristig von dort zurückziehen. Deshalb ist eine intensive Zusammenarbeit mit Rußland und dem Iran hinsichtlich des Terrorismus angezeigt. Indiens Energiewege nach Zentral-Asien und nach Rußland laufen über den Iran", so G. Parthasaraty.

Die intensive Rüstungszusammenarbeit und gemeinsame Interessen bei der Bekämpfung des islamischen Terrorismus sind, trotz des eklatant schwachen Wirtschaftaustauschs, entscheidende Antriebskräfte für historisch recht kontinuierliche und nachhaltige Beziehungen ohne nennenswerte Dissonanzen. Rußland liefert im Gegensatz zu den USA beste Militärtechnologie und ist zu gemeinsamer Forschung, Produktion und Vermarktung bereit, obwohl Indien durchaus an einer größeren Diversifizierung bei Waffenkäufen interessiert ist. Indiens eigene Fertigung basiert hochgradig auf russischer Technologie.

Der "Erzfeind" Pakistan

Mit seinen zahlreichen Unruhezonen gerät Südasien zunehmend in Unordnung. Die fortbestehende Kriegsgefahr zwischen Indien und Pakistan, die Stärke der Maoisten in Nepal mit einer möglichen Vernetzung von zur Gewalt bereiten Gegeneliten in Indien sowie die wachsenden Spannungen zwischen Indien und Bangladesch mit dem indischen Vorwurf, daß Dhakka Al Quaeda-Elementen und dem pakistanischen Geheimdienst Inter Service Intelligence Agency (ISI) gegen Indien gerichtete Operationen von seinem Territorium aus erlaube und zudem Sezessionisten im indischen Nordosten begünstige, sind u. a. Indikatoren für diese These. Es bestehen Low-Intensity-Konflikte in Bangladesch, Bhutan und Nepal. Sri Lanka könnte möglicherweise jedoch eine südasiatische Erfolgsgeschichte der Konfliktlösung werden.

Pakistan ist ein auf Grenzrevision ausgerichteter Staat, während Indien am Status Quo festhält. Kann die immer noch erkennbare, kritische Beobachter sprechen sogar von einer wachsenden atavistischen Fixierung der indischen Außenpolitik auf den Erzfeind Pakistan überwunden werden? Zeichnen sich nach dem vorläufigen Ende einer unmittelbaren Kriegsgefahr zwischen Indien und Pakistan in der ersten Jahreshälfte 2002, damals durchaus mit der realen Möglichkeit eines atomaren Schlagabtausches, und nach den überaus fairen Wahlen in Jammu und Kashmir im Herbst 2001 Initiativen für einen Abbau der Spannungen zwischen beiden Staaten ab oder droht vielmehr eine Phase der Konfrontation auf relativ hohem Niveau mit Elementen eines auf Südasien begrenzten "Kalten Krieges", verbunden mit einem militärischen und nuklearen Wettrüsten?

Zwischen Indien und Pakistan, " eine giftige Pille", so Kanti Bajpai, zeichnet sich eine länger andauernde Phase eines "Kalten Krieges" mit Tendenzen zum Wettrüsten zumindestens bis zu den Lok Sabha-Wahlen 2004 ab. Die indische Führung scheint entschlossen zu sein, ihre Eindämmungspolitik ("Policy of Containment") gegenüber Pakistan verstärkt fortzusetzen, dem westlichen Nachbarn sowie Erzrivalen die kalte Schulter zu zeigen und ihn auf Distanz zu halten. Sie folgte allerdings nicht der Position (K. Subrahmanyam, C. Raja Mohan), an der Grenze die Streitkräfte ständig in Alarmbereitschaft zu halten - obwohl selbst dies nicht völlig die Infiltration verhindert - um die Kosten für Pakistan zu erhöhen und gleichzeitig durch Druck auf allen Ebenen die Eindämmung fortzusetzen. "Es gibt gegenwärtig keine Chancen für eine Détente, allerdings ist auch keine konsequente Eindämmungspolitik der indischen Regierung erkennbar," so K. Subrahmanyam. G. Partharasaty vertritt eine Politik von "Zuckerbrot und Peitsche" mit konkreten Verhandlungen gegenüber Pakistan. Er beklagt, daß die NDA-Regierung zu schwach sei, um diese durchzuführen, obwohl Premierminister Atal Behari Vajpayee die Richtigkeit dieses Ansatzes im Prinzip erkenne.

Musharraf setzt seine Nuklear-Politik als Instrument ein und akzeptiert nicht den territorialen Status Quo, trotz der Clinton-Rede an die pakistanische Nation, daß die Grenzen nicht durch Blut neu gezogen werden sollten und die USA für die Einhaltung der "Line of Control" (LoC) als Grenze eintreten. Als Voraussetzung für eine veränderte indische Politik, so K. Subrahmanyam, müsse sich Pakistan von seiner "Grand Strategy" lossagen, die immer noch ein Zerschlagen der Indischen Union - "Anfang der neunziger Jahre ein Erfolg versprechendes Ziel" (C. Raja Mohan) - anstrebt. "Die irrationalen Akteure auf der Gegenseite werden weiterhin versuchen, spektakuläre Ereignisse zu inszenieren," so K. Subrahmanyam. Die Basis des Terrorismus in Saudi-Arabien und Pakistan müsse ausgeschaltet werden, um diese Gesellschaften zu verändern. Nun seien in zwei pakistanischen Provinzen sogar die religiös-fundamentalistischen Kräfte an der Macht. Führer verbotener Organisationen würden entlassen. Hoffnung bestehe in der allerdings anti-indischen pakistanischen Mittelklasse, die einen moderaten islamischen Staat wolle, durchaus im Einklang mit Musharraf 's Erklärung an die Adresse Indiens: "Wir gehören nicht zur selben Zivilisation." Lieutenant General (Retd) V. R. Raghavan, Head, Delhi Policy Group (DPG), sagt kategorisch, daß die Pakistaner grunsätzlich anders seien und sich als Teil der arabischen, west- und zentralasiatischen Welt verstünden. Zukünftige Versuche der Konfliktlösung müßten davon ausgehen und dies akzeptieren.

Innenpolitische Probleme als neue Herausforderung

Trotz international über dem Durchschnitt liegenden Wachstumsraten ist die indische Volkswirtschaft keineswegs der vielversprechende Antriebsmotor, der zur längerfristigen gesellschaftspolitischen Stabiliserung nennenswert beiträgt. Die extrem hohe Arbeitslosigkeit mit einer "Zukunft ohne Arbeitsplätze" (Prem Shankar Jha), die mangelhafte Infrastruktur, trotz des rapide in Angriff genommenen Aufbaus eines die großen Metropolen verbindenden Autobahnsystems, ein international nur ungenügend wettbewerbsfähiger Industriesektor, eine schwächer werdende Landwirtschaft sowie die hohe externe und interne Verschuldung lassen am Erfolg der für den zehnten Fünf-Jahresplan projizierten BSP-Wachstumsrate von 8 % zweifeln. "Falls Indien nicht intern vereint bleibt, die liberale Demokratie gefährdet und kein konstant rapides Wirtschaftswachstum erreicht wird, dann könnte Indien eines Tages das Schicksal der Sowjetunion erleiden", so Kanti Bajpai.

Wird die Einheit der Indischen Union von externen und internen Kräften bzw. sogar aus einer Kombination derselben bedroht? N. N. Vohra argumentiert, Indien müsse zuerst sein Haus in Ordnung bringen. Es sei für externe Kräfte ein billiger Weg, sich mit unzufriedenen Elementen in Indien zu vernetzen. Die innere Herausforderung sei mindesten ebenso gefährlich wie die äußere. Die Regierung verfüge nicht über den politischen Willen, den politisch-kriminellen Nexus im politischen System zu brechen.

Inwieweit behindern innenpolitische Instabilität, innerstaatliche Zerreißproben und die wachsende Entfremdung der indischen Moslems nach den schrecklichen Ereignissen in Gujarat ("Faschismus in Aktion") eine ausgewogene regionale Außenpolitik Indiens in Südasien bzw. machen sie sogar zunehmend unmöglich? "Obwohl innenpolitische Faktoren immer eine gewisse Rolle bei der Formulierung und Durchführung der indischen Außenpolitik gespielt haben, so haben sie niemals eine solche Prominenz wie in der Gegenwart erlangt", so Mohammad Hamid Ansari, früher u. a. Ständiger Vertreter Indiens bei den Vereinten Nationen, in Übereinstimmung mit anderen Experten.

Indiens innenpolitische Situation mit einer deutlichen Polarisierung zwischen den Kräften des Hindu-Nationalismus und der Opposition verschärft sich zunehmend. Innerhalb der regierenden Bharatiya Janata Party (BJP) drohen die extrem nationalistischen und hindu-fundamentalistischen Kräfte in einem inszenierten und verteilten Rollenspiel mit der BJP zunehmend an Einfluß zu gewinnen. Die Ereignisse in Gujarat im Februar und März 2002 sowie der überlegene Sieg der BJP bei den dortigen Landtagswahlen im Dezember 2002 deuten daraufhin, daß die von der Kaderorganisation Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS/ "Nationales Freiwilligenkorps") und dem "Weltrat der Hindus" (Vishwa Hindu Parishad) - "die besten Agenten des pakistanischen Geheimdienstes Inter-Services Intelligence" (ISI) in Indien" (K. Subrahmanyam) - vertretene Linie einer unverblümten Feindschaft gegenüber der religiösen Minderheit der Moslems, aber auch gegenüber Christen, sich fortsetzen und möglicherweise sogar noch verstärken wird. "Die BJP hat ein Interesse daran, den Konflikt mit Pakistan am Kochen zu halten." (Kanti Bajpai) Auch in Zukunft zu erwartende Anschläge gegen Tempel, Militärs, para-militärische Kräfte und Mitglieder der Zivilgesellschaft werden das "Feindbild Pakistan" verschärfen. Dr. C. Raja Mohan sieht kognitiv keine nennenswerten Differenzen zwischen Bin Laden und dem RSS-Führer Sudarshan. Aufklärerisches europäisches Gedankengut sei gefragt.

Jasjit Singh meint, "der extreme Hindu-Nationalismus könne zur Entfremdung der indischen Bürger moslemischen Glaubens mit einem Potential von 20 Millionen anti-nationaler Moslems und langfristig, in einem Land der Minderheiten, zu einer Auflösung der Indischen Union führen. "Letztendlich streben sie (die Kräfte des Sangh Parivar, K. V.) eine autoritäre Herrschaft an", so Indiens ehemaliger Premierminister V. P. Singh ("Hindus are next." India Today, December 30, 2002, S. 32).

Bharat Karnad, ein strategischer Falke, der die gegenwärtige Regierung sicherheitspolitisch als schwach einstuft, erwartet einen zunehmend intensiveren Nationalismus bzw. Ultra-Nationalismus in Indien, hier zeichne sich ein Konsens zwischen den politischen Parteien ab. Allerdings attestiert er der politischen Klasse eine weitgehende Ignoranz in strategischen Fragen.

Die Rolle des Militärs im indisch-pakistanischen Verhältnis

Die indische Regierung und das Militär verfügten über kein klares Konzept bei der Generalmobilisierung der Streitkräfte. "Abgesehen von dem Ziel, diplomatischen Druck auf die USA und Pakistan auszuüben, war man nicht sicher, in einen Krieg, der in Südasien bestenfalls 7-10 Tage dauern und nicht entscheidend geführt werden kann, einzutreten. Nur begrenzte Operationen wurden in Erwägung gezogen. Zudem gibt es keine Definition, was einen begrenzten Krieg ausmacht. Die Entscheidung zur Kriegsführung ist jedoch keine Parteiangelegenheit," so K. Subrahmanyam. Die Kriegsgefahr zwischen beiden Seiten besteht jedoch potentiell unverändert fort, obwohl durch den beiderseitigen Rückzug der Streitkräfte eine unmittelbare Gefahr abgewendet worden ist.

"Das nukleare Säbelrasseln Pakistan's durch die Erklärungen seines UN-Botschafters führte zu keinen eindeutigen Verurteilungen durch die USA und Europa, abgesehen von Äußerungen des britischen Außenministers Jack Straw. Als Alliierter der USA kann man offensichtlich tun, was man will," so K. Subrahmanyam.

Salman Haider, ehemaliger Staatssekretär im Ministry of External Affairs (MEA) unter Ex-Premier I. K. Gujral, sieht sich als "Häretiker und nuklearer Skeptiker. Die indische Nuklearpolitik mit ihrer fragwürdigen Nuklear-Doktrin" - auf einer "strafenden Vergeltung" basierend (K. Subrahmanyam) - "hat es Pakistan ermöglicht, sich gegenüber Indien als ebenbürtige Macht zu etablieren. Die pakistanischen Raketensysteme sind den indischen, abgesehen von der Agni, überlegen. Pakistan kann jeden Ort in Indien erreichen. Ein nukleares und militärisches Wettrüsten ist im Gange. Die Lieferung nuklearer Unterseeboote durch Rußland an Indien wird von Pakistan entsprechend beantwortet. Fernandes und andere Sicherheitsexperten ergehen sich in losem Gerede über einen begrenzten Krieg. Das Potential für einen umfassenden Krieg ist gegeben. Wenn der terroristische Angriff auf das indische Parlament am 13. Dezember 2001 erfolgreich verlaufen wäre, dann hätte dies zum Krieg geführt."

"Low Intensity War" und grenzüberschreitender Terrorismus

Verfügt Indien angesichts der fortgesetzten Politik der "Tausend Nadelstiche" durch Pakistan - trotz der von Pervez Musharaff gemachten gegenteiligen Zusicherungen kam der grenzüberschreitende Terrorismus keineswegs zum Stillstand - über die Fähigkeit, gezielte Vergeltungsschläge gegen Pakistan durchzuführen?

Nach Dr. C. Raja Mohan stehen sich in Indien drei Schulen hinsichtlich einer angemessenen militärischen Antwort auf Pakistans Konzept eines "low-intensity war" gegenüber:

1. Begrenzter Krieg

Die Vertreter eines "begrenzten Krieges" argumentieren, daß die Glaubwürdigkeit des indischen Staates auf dem Spiel stehe, wenn Indien nicht in der Lage sei, der pakistanischen Politik des seit 1989 bestehenden "low-intensity war " erfolgreiche Vergeltungsschläge entgegenzusetzen. Air Commodore Jasjit Singh, ehemaliger Direktor des Institute for Defence Studies and Analyses (IDSA), geht davon aus, daß Indien mit seinen überlegenen Luftstreitkräften partielle Erfolge durch Vergeltungsschläge im pakistanisch kontrollierten Teil von Kashmir ("Salami Slicing" / "Operation PoK-Chop") unterhalb der atomaren Schwelle erringen kann, "obwohl Pakistan eine ernstzunehmende Militärmacht ist." Verteidigungsminister George Fernandes sei von dem Konzept des "begrenzten Krieges" überzeugt, der Kargil-Konflikt 1998 sei dafür ein Beispiel. G. Parthasarathy meint kategorisch: "Vergeltungsschläge gegen pakistanische Einrichtungen hätten bereits vor 2 Jahren durchgeführt werden sollen. Sie sind definitiv unterhalb der nuklearen Schwelle möglich. Die pakistanische Führung wird keinen Selbstmord begehen."

Die Verfechter eines begrenzten Krieges unter nuklearen Bedingungen glauben sich im Besitz einer "Eskalations-Dominanz", d. h. durch die Androhung der naechsten Ebene glauben sie, den Gegner von einer Eskalation abhalten zu können. Das ganze Arsenal dieser Vorschläge umfaßt: 1. Ermutigung von Terrorismus in Pakistan. 2. "Hot pursuit" von Militanten. 3. Einsatz von "Spezial-Kräften" gegen terroristische Ausbildungslager. 4. Artillerie-Schläge gegen terroristische Einrichtungen. 5. Besetzen eines Abschnitts von pakistanischem Territorium. 6. Eine Blockade oder ein Angriff der Kriegsmarine. 7. Ein entscheidender Vorstoß in den pakistanischen Punjab und/oder Sindh. 8. Angriffe der Luftwaffe auf Städte, Dämme und militärische Ziele. (Kanti P. Bajpai: Roots of Terrorism. New Delhi, London, New York, 2002, S. 159 / 60).

Der indische Verteidigungsminster George Fernandes, der wohl im Mai 2003 einer Einladung nach Deutschland Folge leisten wird, geht davon aus, daß unterhalb der nuklearen Abschreckungsschwelle weiterhin die Möglichkeit konventioneller Kriege gegeben ist. Auch die chinesische Militärdoktrin gehe in Zukunft von der Möglichkeit "lokaler Grenzkriege" aus. Fernandes unterstellt, daß die pakistanische Führung glaubte, unter dem nuklearen Schirm Kashmir von Indien abtrennen zu können. George Fernandes behauptete öffentlich, daß Pakistan am 31. Mai 1999 eine nukleare Drohung gegenüber Indien ausgesprochen habe.

Die Skeptiker in dieser Gruppe harter Realisten, so Dr. Manoj Joshi, bezweifeln, daß Indien, das über keine "Grand Strategy" verfüge, gegenwärtig eindeutig Erfolg versprechende Vergeltungsschläge gegen Pakistan durchführen könne. Er attestiert Indien dafür eine fehlende militärische Kapazität und folglich militärische Schwäche (Manoj Joshi: "India has no policy to combat terrorism." The Times of India, 9. 12. 2002, S. 7 sowie "The Indo-Pakistan Military Balance And Limited War", Harvard Asia Quarterly, Autumn 2002, Vol. VI, No. 4, p. 35 - 43). Eine Modernisierung der Streitkräfte sei, zumal angesichts der umständlichen Beschaffungsprozeduren, eine sehr langfristige Angelegenheit. Jasjit Singh kritisiert die mangelnde Koordination zwischen den verschiedenen Waffengattungen. Kanti Bajpai sekundiert: "Pakistan hat keine Angst vor unserem Militär, zumal 8 - 10 Divisionen an der Nordfront gebunden sind. Die pakistanischen Nuklearwaffen neutralisieren unsere Luftwaffe."

Gemeinsam ist Manoj Joshi und Jasjit Singh, daß sie dem indischen Militär nur eine begrenzte Innovationsbereitschaft attestieren, zumal nach dem Sieg 1971. Nach Auffassung von Jasjit Singh sind die Armee, die entgegen ihrem Selbstverständnis eine eindeutig defensive Zielvorgabe erhalten und sich aus der Terrorismus-Bekämpfung unbedingt heraushalten sollte, und die Marine im Konfliktfall bei der von ihm vertretenen Strategie nicht entscheidend. Er unterstellt, daß Pakistan seine Nuklearwaffen nicht einsetzen wird.

Raghavan betrachtet das Konzept des "begrenzten Krieges" als eine falsche und gefährliche Annahme - diese Einschätzung wird durch das ehemalige Kabinettsmitglied Suresh Prabhu völlig geteilt - zumal der Zwang zum atomaren Schlag möglicherweise auf dem eigenen Territorium erfolgen müßte. Es gebe keinen Raum für einen begrenzten Krieg. Durch die Nuklearisierung habe Pakistan in Kargil geglaubt, den Grad der Gewalt anheben zu können. Trotz gegenwärtig vernünftiger Entscheidungsträger auf beiden Seiten könnten jedoch Mißverständnisse nicht ausgeschlossen werden, zumal die strategische Politik zunehmend von innenpolitischen Faktoren bestimmt werde, die leicht außer Kontrolle geraten könnten. Krieg in Südasien sei heute keine unilaterale Angelegenheit mehr, die internationale Gemeinschaft sei davon betroffen. Allerdings gebe es bislang, nach der gescheiterten Lahore-Deklaration, nicht die geringsten Kommunikationslinien für eine nukleare Risiko-Verminderung, da die Politiker auf beiden Seiten, die mit der Gefahr spielten, dies aus innenpolitischen Gründen verhinderten.

2. Glaubwürdige Drohung

Die wesentlichsten außenpolitischen Entscheidungsträger (Brajesh Mishra, Nationaler Sicherheitsberater des Premierministers etc.) vertreten, trotz Differenzen innerhalb des Kabinetts, ein gradualistisches Programm von "etwas tun" bis zu einer "glaubwürdigen Drohung unter strikten Bedingungen", das allerdings die atomare Gefahr nicht völlig ausschließt.

Nach C. Raja Mohan bestand das zentrale Ziel des militärischen Aufmarschs darin, die Amerikaner zu zwingen, Druck auf Pakistan auszuüben. Er vertritt die Auffassung, daß die Amerikaner schon bei einer zehnprozentigen Chance für den Ausbruch eines Krieges intervenieren würden, wie sie dies 1987 bei der "Operation Brass Tacks", in der Krise 1990 bzw. im Kargil-Konflikt 1999 bereits getan hätten. Es mangele der indischen Regierung an klaren Überlegungen, was einen Erfolg ausmachen würde und wie eine Strategie des Ausstiegs aus Kampfhandlungen auszusehen hätte. Die indische Regierung folge nicht der Strategie, die Generalmobiliserung fortzusetzen und Gespräche mit Pakistan aufzunehmen. Die Internationalisierung der Frage des grenzüberschreitenden Terrorismus stellt jedoch, so K. Sanatham, Direktor, Institute for Defence Studies and Analyses (IDSA), unzweideutig einen diplomatischen Erfolg Indiens dar. Kanti Bajpai bezeichnet dagegen die Mobilisierung als einen Fehlschlag, da die Angriffe auf indische Einrichtungen sogar mit einer neuen Qualität fortgesetzt würden, abgesehen von dem Mittelverlust und den Frustrationen innerhalb der Truppe.

3. Bedingslose Verhandlungen

Die politisch absolut einflußlose Gruppe der Kriegs- und Atomkriegsgegner (Praful Bidwai, Achin Vanaik, Arundathi Roy) lehnt eine Strategie des "begrenzten Krieges" als ein "verrücktes Unterfangen" (Praful Bidwai) ab. Sie befürworten als Ausweg Verhandlungen und direkte Kontakte der Bevölkerungen.

Gegenwärtig sind die Chancen für eine Entspannung zwischen Indien und Pakistan äußerst gering. Jasjit Singh zeigt dafür Verständnis, daß Pakistan durch die Äußerungen des stellvertretenden Premierministers L. K. Advani sowohl über eine Konföderation zwischen Indien und Pakistan als auch über die verbale Herausforderung zu einem erneuten Waffengang beunruhigt sei. V. R. Raghavan zeigt ebenfalls Verständnis dafür, da Teile der BJP und ihres fundamentalistischen Umfelds für ein "Akhand Bharat" und damit die Auflösung des pakistanischen Staates plädierten.

Grenzüberschreitender Terrorismus: Kritik und Empfehlungen

(A) Die politische Klasse verfügt über keine außenpolitische und strategische Vision, insbesondere nicht die BJP, die in die Fallen Pakistans und der terroristisch-sezessionistischen Gruppen läuft. Es findet keine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen des "Terrorismus" statt.

Ungeachtet der objektiven wirtschaftlichen und militärischen Größenunterschiede unterstellen indische Spitzenpolitiker Pakistan ein "psycho-pathologisches Syndrom" und tiefgreifende Inkohärenzen als Nation. Die pakistanischen Sicherheitsstreitkräfte seien in ihrem Wesensgehalt islamistisch.

Dr. Manoj Joshi, unterstellt, daß gegenwärtig eine militärische Parität zwischen Indien und Pakistan besteht. Indien verfüge nicht über die erforderliche Stärke, um Pakistan konventionell besiegen zu können. Mit ihrer orthodoxen Planung kämpften die indischen Militärs im Stile des 2. Weltkrieges. Sie hätten keine klaren Instruktionen und würden ihrerseits der politischen Führung keine wirklichen Optionen überlassen. Es existiere keine Gesamtstrategie, ganz im Gegensatz z. B. zu China. Seit 50 Jahren lasse sich diese militärische Inkompetenz beobachten. Trotz großer Rüstungsinvestitionen wachse die Unsicherheit. Es handele sich um eine Leerformel, daß ein starkes und stabiles Pakistan im indischen Interesse sei.

(B) Der BJP-Wahlsieg in Gujarat mit einer militant-agressiven Hindutva-Ideologie unter Führung von Narendra Modi im Dezember 2002 wird möglicherweise mit gesamtindischen Auswirkungen zu einer Entfremdung der religiösen Minderheiten vor allem der Moslems aber auch der Christen und zu militaristischen Tendenzen mit einem einher gehenden Wettrüsten sowohl Pakistan als auch China gegenüber führen. N. N. Jha, Gouverneur der Andamanen und Nikobaren, plädiert offen für eine militärische Aufrüstung und eine entschieden höhere Mannschaftsstärke, "zumal keine Aussicht auf eine Lösung der Massenarbeitslosigkeit besteht. Das Rückgrat des pakistanischen Militärs muß entscheidend gebrochen werden, nur mit einer Zivilregierung ist ein Ausgleich möglich." Damit kommt die zunehmende Präferenz für militärische Lösungen in Teilen des indischen Establishments und der gesellschaftlichen Elite zum Ausdruck.

Jasjit Singh, der darauf verweist, daß der ISI zu keinem Zeitpunkt mehr als ca. 3 000 Kämpfer nach Kashmir entsandte, und Dr. Manoj Joshi plädieren dafür, daß sich Indien Pakistan widersetzen und ihm den Rücken zukehren solle. Anti-terroristische Ausrüstung müßte die defensiven Kapazitäten erhöhen und dazu beitragen, die "low-intensity"-Option für Pakistan auszuschließen. Es gelte, Pakistan einen Geschmack seiner eigenen Medizin zu verabreichen, so Joshi. Leider hätten die früheren Premierminister Chandra Shekhar (1990/91) einseitig die indischen Geheimdienst-Operationen in Pakistan insgesamt und Inder Kumar Gujral speziell in Karachi (Bharat Karnad) eingestellt. Westliche Doktrinen und Ideen seien in dieser Weltregion nicht anwendbar.

(C) Raja Mohan plädiert dafür, daß Indien als Antwort auf die pakistanische Nuklearerpressung bei gleichzeitiger Förderung des grenzüberschreitenden Terrorismus zügig "ein Raketenabwehrsystem als dringende nationale Priorität" verfolgen sollte. Der Kauf israelischer "Arrow-" und von "Patriot"-Raketen aus den USA müßten als diplomatische Herausforderung vorangetrieben werden, um den in Washington noch bestehenden Widerstand gegen eine indisch-amerikanische Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr und gegen den Verkauf des israelischen Systems, - Bharat Karnat rät davon wegen mangelnder Einsatzerfahrung kategorisch ab - zu überwinden, ergänzt durch eigene Forschung und Entwicklung in Raketenabwehr-Technologie. (C. Raja Mohan: "Countering Pak.´s nuclear blackmail." The Hindu, 1. 1. 2003, p. 12) Auch C. Uday Bhaskar betont das "zentrale indische Interesse an dieser Technologie der Zukunft."

Der Kashmir-Konflikt

Gibt es trotz der extrem angespannten Beziehungen zwischen Indien und Pakistan Perspektiven für einen Dialog und eine konstruktive Diplomatie? Welche Chancen und Aussichten bestehen für verbesserte indisch-chinesische Beziehungen?

Eine Loslösung Kashmirs bedeutet für die indische politische Klasse von rechts bis links uneingeschränkt den Kriegsfall, denn dieser erste Domino-Stein könnte einen Prozeß der Auflösung der Indischen Union, z. B auch im Nordosten, einleiten. "Indien verfügt über das Potential von 47 Bosnien", so S. S.Ray, ehemaliger Ministerpräsident von West Bengal.

Pakistan, dessen Auslandsschuld mehr als die Hälfte seines Bruttoinlandsproduktes beträgt, kann sich aufgrund seiner gesamtwirtschaftlichen Situation (Handelsbilanzdefizit, niedrige Währungsreserven, hohe Schuldentilgung) ein konventionelles und nukleares Wettrüsten mit Indien eigentlich kaum erlauben. Andererseits unterstreichen nicht nur besonnene Analytiker wie V. R. Raghavan, daß der Westen und China das pakistanische Militär mit einer angemessenen Kapazität ausrüsteten, um einen entscheidenden Sieg Indiens zu verhindern. Die pakistanische Armee würde nicht aufgeben und habe eine langfristige Perspektive.

Nach Auffassung von K. Subrahmanyam, des Nestors der indischen Sicherheitspolitik, , handelt es sich bei der Auseinandersetzung zwischen Indien und Pakistan um einen "ideologischen Krieg zwischen einem demokratisch-multikulturellen und einem autoritär-religiösen Staatsverständnis, der sich einer Vermittlung von außen entzieht." Der Verfasser des Entwurfs der indischen Nuklear-Doktrin, die Anfang Januar 2003 nach über drei Jahren institutionell endlich Form annahm, beklagt, daß die indische Regierung national und international eine völlig unzureichende Informationspolitik betreibe und dem "nuklearen pakistanischen Säbelrasseln, ein durchaus erfolgreicher Mythos, nicht angemessen entgegentrete. Selbst der ehemalige Außenminister Jaswant Singh, der Architekt der indisch-amerikanischen Annäherung, vermochte es trotz wohlmeinender Intentionen nicht, sich gegen das Beharrungsvermögen des Systems durchzusetzen. Die inkompetente politische Klasse denkt nur bis zur nächsten Wahl. Man wird sich wie bislang weiterhin durchwursteln."

Arun Singh, Joint Secretary, Ministry of External Affairs (MEA), meint, daß von der EU kein nennenswerter Druck auf Pakistan erwartet werden könne, da die EU, die primär im sozialen Sektor Hilfe leiste, besorgt sei, Pakistan könne ein "failed state" werden.

Prem Shankar Jha, Buchautor ("Jobless Future. Political Causes of Economic Decline.") und einflußreicher Journalist, sieht in absehbarer Zeit keine Perspektiven für einen indisch-pakistanischen Dialog. Er erkennt in den, auch von Dr. Aparna Rao, Kashmir-Expertin mit über zwei Jahrzehnten empirisch-wissenschaftlicher Erfahrung sowie politischen Kontakten u. a. zu Yassin Malik, beobachteten internen Veränderungen in Kashmir (Bereitschaft großer Teile der Bevölkerung, der Regierung Mufti Mohammad Syed eine Chance zu geben, Eintreten für das Verbleiben der Armee, Enttäuschung über die weitgehend korrumpierte All-Parties Hurriyat Conference sowie das Gefühl, durch Pakistan verraten worden zu sein), eine neue Qualität, die Rehabilitationsprozessen, auch z. B. von der Europäischen Union unterstützt, in bestimmten Feldern, so u. a. Erziehung und berufliche Ausbildung, eine Erfolg versprechende Chance eröffnen könnten. Die Verhältnisse haben sich nach übereinstimmender Meinung in Kashmir zugunsten Indiens verbessert, obwohl Praful Bidwai eine kurzsichtige indische Politik in der Kashmir-Frage gegenüber Pakistan beklagt.

Der 1997 unter dem damaligen Premierminister I. K. Gujral eingeleitete gemischte Dialog mit seinen insgesamt 8 Punkten ist im Prinzip immer noch aktuell und umfaßt: 1. Frieden und Sicherheit. 2. Jammu und Kashmir. 3.Den Siachen-Gletscher. 4. Das Navigationsprojekt des Tulbul-Sees. 5. Die kleine Sir-Bucht in Kutch mit ihrem umstrittenen Grenzverlauf. 6. Handel. 7. Kultur und andere Kontakte. 8. Offener Katalog: Gemeinsame Wirtschaftsunternehmen, regionale Kooperation.

Diese Punkte bildeten auch die Grundlage für die Lahore-Erklärung von 1999. Die wechselseitigen Anliegen bezüglich aller Punkte wurden jedoch von beiden Seiten nicht wirklich völlig durchdacht, so Haider.

Diplomatie müsse auch Illusionen schaffen, so Haider. Die Verringerung des Sicherheitsschutzes könne den Einstieg in einen Dialog mit weit gespannten Inhalten bedeuten. In einem Anfangsprozeß der Entspannung, der gegenwärtig jedoch nicht absehbar ist, könnte die pakistanische Regierung ihrer Bevölkerung sagen, welche Vorteile aus einem Ende grenzüberschreitender Aktivitäten gezogen werden könnten:

1. Der Rückzug der Truppen in Kasernen außerhalb des Kashmir-Tals und damit eine Stärkung des Freiheitskampfes. 2. Verhandlungen über den harten Kern, d. h. Kashmir, um den Prozeß durch Pakistan aufrechtzuerhalten.

Die Öffnung der Kommunikationslinien unter Verweis auf das Volk von Kashmir, - "mit dessen Subnationalismus als einer wichtigen Kraft gerechnet werden müsse" (Praful Bidwai) -, sowie ein intensivierter Handel mit Vorteilen für Pakistan und gemeinsame Interessen durch Investitionen und gemeinsame Unternehmen seien wichtige Schritte. Eine Erdgas-Leitung vom Iran über pakistanisches Territorium nach Indien, dazu bestehen konkrete Pläne, könnte sich als wesentlicher Meilenstein erweisen. "Unter Außenminister Yashwant Sinha spielen die ökonomischen Interessen der indischen Außenpolitik, gerade auch im Hinblick auf die Nachbarn, eine sehr viel größere Rolle als unter seinem Amtsvorgänger Jaswant Singh, der von Ökonomie nicht sehr viel versteht", so G. Parthasarathy.

Salman Haider unterstellt, daß Pakistan Interesse daran hat, den Kashmir-Konflikt aufrechtzuerhalten. Die Öffnung zwischen Indien und Pakistan und die Beseitigung von Hindernissen, mit Kashmir in einer Brückenfunktion, könnte zu einer weiteren Vision mit Blick auf Zentral-Asien führen. Es bestünden u. a. Vorschläge über eine internationale Identität für Kashmiris ohne eine eigene Staatsbildung. Salman Haider unterstellt, daß Pakistan Interesse daran hat, den Kashmir-Konflikt aufrechtzuerhalten. Die Öffnung zwischen Indien und Pakistan und die Beseitigung von Hindernissen, mit Kashmir in einer Brückenfunktion, könnte zu einer weiteren Vision mit Blick auf Zentral-Asien führen. Es bestünden u. a. Vorschläge über eine internationale Identität für Kashmiris ohne eine eigene Staatsbildung.

Haider plädiert für ein Moratorium über einen Zeitraum von 15 - 20 Jahren, ohne daß eine der beiden Seiten ihre grundsätzlichen Positionen aufgibt. Zwischenzeitlich müsse eine Verbesserung der Beziehungen, u. a. durch einen erleichterten Besuchsverkehr, erreicht werden. Die internationale Staatengemeinschaft sei betroffen, deshalb läge eine Art "Oslo-Prozeß" durchaus im Bereich des Möglichen. Mohammed Hamid Ansari, ehemaliger Botschafter in Afghanistan, verspricht sich von einer "Finnlandisierung" Afghanistans, die Initiative sollte von Europa ausgehen, einen indirekten Beitrag zu einer auf die Verbindung von Süd- und Zentral-Asien ausgerichteten Vision mit einer Wiedererrichtung der historischen Handelsrouten, "ohne daß dies die Antagonisten Indien und Pakistan von ihrer Verpflichtung enthebt, ihren Konflikt zu entschärfen."

Der Handel zwischen den Staaten der South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC) beträgt nur ca. 5 % des Außenhandels aller SAARC-Staaten. SAARC ist klinisch im Koma. Der ehemalige Militär V. R. Raghavan, dessen Delhi Policy Group interessanterweise von der indischen Industrie finanziert wird, sieht bezeichnenderweise in einer vibrierenden und starken indischen Wirtschaft den einzigen Ausweg, um langfristig eine Vernunft bezogene Integration mit Sogwirkung auf die Nachbarstaaten zu erreichen. Europa könne mit seinen historischen Erfahrungen industrieller Entwicklung und wirtschaftlicher Integration in Südasien eine wegweisende Funktion einnehmen.

Ein konstruktiver Bilateralismus zwischen Indien und China, der sowohl das ungenutzte Handelspotential beider Länder ausschöpft sowie ein abgestimmtes Verhalten in ausgewählten internationalen Fragen im Rahmen der sich herausbildenden globalen Ordnung könnten mit dazu beitragen, die unvermindert angespannten bilateralen Beziehungen zu entschärfen.

Neben der finanziellen Ersparnis als Folge einer Demilitarisierung zwischen Indien und China könne der Grenzhandel einen wirklichen Aufschwung nehmen. "Indien könnte innerhalb weniger Jahre den tibetischen Markt von Kalkutta aus dominieren und damit zur Wiederbelebung der südlichen Seidenstraße beitragen."

C. Uday Bhaskar sieht trotz der angespannten Beziehungen zwischen Indien und Pakistan in den zur Jahreswende 2002/03 gemachten Aufzeichnungen von Premierminister Atal Behari Vajpayee die indische Bereitschaft, den Handel mit Pakistan und Kontakte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen beider Staaten zu fördern.

Kritiken und Empfehlungen an die Adresse von Deutschland und Europa

Übereinstimmend wird die für die Außen- und Sicherheitspolitik in Südasien bestimmende Rolle der USA, an der sich Indien primär orientiert, betont. Die Beziehungen zu den USA und China sind zentral. Den Deutschen und Franzosen, bzw. Europa insgesamt, kommt in strategischer Hinsicht nur eine untergeordnete Bedeutung zu, so prononciert Commodore C. Uday Bhaskar, V. R. Raghavan und G. Parthasarathy.

Nach Ansicht von Dr. C. Raja Mohan verstehen die Deutschen und Europäer die geopolitischen Dynamiken in Südasien nur sehr unzureichend. Sie argumentierten, wie wohl Indiens Diplomaten zur Zeit des "Kalten Krieges" ihnen gegenüber, von einer von den Grundrealitäten abgehobenen moralischen Warte von "good governance" und Menschenrechten. Im Gegensatz zur amerikanischen Diplomatie vor Ort mit ihren intensiven und breit gefächerten Kontakten, einschließlich zu ihren Kritikern, reproduzierten die Mehrzahl ihrer Diplomaten ihre Berichte nur aus der Presse.

C. Uday Bhaskar beklagt, "daß die Europäische Union als kohäsives und glaubwürdiges Staatswesen bislang nicht erkennbar sei. Wir sind nicht sicher, was die Deutschen beabsichtigen und wieweit sie sich in Indien engagieren wollen." Ein mäßigendes Einwirken auf Pakistan sei wünschenswert. N. N. Vohra fordert intensivere politische Kontakte zwischen Indien und Deutschland. C. Raja Mohan findet es wichtig, daß, abgesehen von ihrer Führungsriege, die sehr parochialen BJP-Politiker durch gezielte politische Kontakte mit Auslandserfahrung weltoffener werden.

Salman Haider verweist darauf, daß die europäischen Erfahrungen der "Mutual Balanced Force Reduction" (MBFR) sowohl für das indisch-pakistanische als auch das indisch-chinesische Verhältnis von Relevanz seien. G. Parthasarathy vertrat die Ansicht, daß dafür die Grundvoraussentzungen in Asien nicht gegeben seien.

Der von Mohammad Hamid Ansari gemachte Vorschlag einer "Finnlandisierung" Afghanistans unter denkbarer Mitwirkung Europas bedarf sicherlich eines sehr detaillierten Nachdenkens, angesichts der zu erwartenden indirekt positiven Auswirkungen auf den indisch-pakistanischen Konflikt.

Insgesamt wäre es wünschenswert, wenn durch den Aufbau eines mehrdimmensionalen Informationssystems zwischen Deutschland, idealtypisch sogar Europa, und Indien die personalen sowie institutionellen Beziehungen zu dieser demokratischen südasiatischen Führungsmacht und zu wesentlichen Segmenten ihrer Zivilgesellschaft systematisch verbessert, und u. a. dadurch auf eine qualitativ verbesserte Stufe gestellt werden könnten, auch um ein institutionelles Gedächtnis der Beziehungen zu sichern.

Quellen

Gesprächspartner für diese Analyse im Zeitraum 1. Dezember 2002 bis 9. Januar 2003:

Mohammad Hamid Ansari, ehemaliger Ständiger Vertreter Indiens bei den Vereinten Nationen, Botschafter in Saudi-Arabien, Iran, Afghanistan, Vereinigte Emirate und High Commisioner in Australien, bis 2002 Vice Chancellor, Aligarh Muslim University, Mitglied der Observor-Foundation.

Prof. Dr. Kanti Bajpai, Chairman, School for International Studies (SIS), Centre for International Politics, Organization and Disarmament, Jawaharlal Nehru University, New Delhi und Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zur indischen Außen- und Sicherheitspolitik.

Commodore C. Uday Bhaskar, stellvertretender Direktor des Institute for Defence Studies and Analyses (IDSA).

Praful Bidwai, Journalist, Hindustan Times, Frontline, Mitbegründer der Movement in India for Nuclear Disarmament (MIND).

Muchkhund Dubey, President, Indian Institute for Social Development, ehemaliger Staatssekretär im Ministry of External Affairs (MEA) sowie früherer Co-Vorsitzender der deutsch-indischen Beratergruppe.

Salman Haider, ehemaliger Staatssekretär im Ministry of External Affairs (MEA).

Dr. Frédéric Grare, Director, Centre de Sciences Humaines, New Delhi.

N. N. Jha, Gouverneur, Andamanen und Nikobaren.

Prem Shankar Jha, Buchautor und einer der führenden indischen Journalisten, u. a. Hindustan Times und Outlook.

Dr. Manoj Joshi, Chief of The Times of India News Bureau and the Political Editor, The Times of India, Visiting Professor, School of International Studies, Jawaharlal Nehru University, New Delhi.

Bharat Karnad, Professor (Chair), National Security Studies, Centre for Policy Research, New Delhi., ehemaliges Mitglied des National Security Advisory Board und Verfasser von "Nuclear Weapons and Indian Security", MacMillan, New Delhi 2002.

Dr. C. Raja Mohan, Strategic Affairs Editor, The Hindu, führender außen- und sicherheitspolitischer Journalist sowie Buchautor.

G. Parthasaraty, Visiting Professor, Centre for Policy Research, Mitglied des Ausschusses für Energiesicherheit, Ministry of External Affairs, und ehemaliger indischer Hochkommissar in Burma und Pakistan.

Suresh Prabhu, Mitglied des Unterhauses für die Shiv Sena, ehemaliger Umwelt- und bis August 2001 Energie-Minister, seit Dezember 2002 im Kabinettsrang Vorsitzender der Kommission für die Verbindung der Flüsse.

Lieutenant General (Retd) V. R. Raghavan, Direktor, Delhi Policy Group (DPG), New Delhi und Buchautor.

Prof. Dr. E. A. Ramaswamy, führender indischer Industrie-Soziologe, ehemals Administrative Staff College (ASCI), Hyderabad sowie Institute for Development Studies, The Hague, gegenwärtig University of South Pacific, Fidschi.

C. V. Ranganathan, Vorsitzender des National Security Advisory Board, ehemaliger Botschafter in China, Frankreich und Äthiopien und Co-Autor des Buches "India and China. The Way Ahead. After Mao´s India War." Har-Anand, New Delhi, 2000.

Jasjit Singh, Air Commodore, Director, Centre for Strategic and International Studies, Editorial Adviser (Defence and Strategic Affairs) to the Indian Express Group, ehemaliger Direktor des Institute for Defence Studies and Analyses (IDSA).

Prof. Dr. Shanta Nedungadi Verma, Delhi University, Expertin für indisch-russische Beziehungen.

Dr. habil. Aparna Rao, Universität Köln und Kashmir-Expertin.

K. Santhanam, Director, Institute for Defence Studies and Analyses (IDSA), New Delhi.

Arun Singh, Joint Secretary, Ministry of External Affairs, zuständig für Pakistan und Afghanistan.

K. Subrahmanyam, Nestor der indischen Sicherheitspolitik, Consultative Editor, The Times of India and The Economic Times, ehemaliger Direktor des Institute for Defence Studies and Analyses (IDSA) und ehemaliger Vorsitzender des National Security Advisory Board.

Dr. Achin Vanaik, Visiting Professor, Department of Political Science, University of Delhi, und Gründungsmitglied der indischen Anti-Atomkraftsbewegung (Movement in India for Nuclear Disarmament/ MIND).

N. N. Vohra, Direktor, India International Center, ehemaliger Vorsitzender der Kommission für innere Sicherheit, Verfasser des nach ihm benannten Berichts über den Nexus von Politik und Kriminalität, langjährig im Verteidigungsministerium, dort u. a. Staatssekretär und ehemaliger Principal Secretary unter Premierminister I. K. Gujral.

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